Die Herbstzeit der Kongresse, Messen und Foren ist angebrochen; mit toll klingenden Titeln und Referaten wie «Digitalisierung das Recruiting verändert und was man machen sollte» wird aufgewartet. Und der HR Hunger nach den neusten Erkenntnissen und Stories für die perfekt funktionierende HR Welt ist ungebrochen. Dabei ist vieles mehr «Wishful Thinking» als effektives Machertum. Doch wie steht es um den Digitalisierungsgrad der Firmen, spezifisch im HR und der Personalgewinnung? Vielleicht kommt ja morgen die alles lösende Anwendung. Vielleicht auch eher nicht!

Fehlende Digitalisierungsstrategie und Transformationslandkarte
Eine aktuelle Studie von Kienbaum kommt zum Schluss, dass in 80% der Firmen die Digitalisierung noch immer kein fester Bestandteil der Strategie ist. Konkret heisst dies, die Mehrheit der Firmen arbeitet nicht intensiv an Initiativen zur HR Digitalisierung. Was fehlt sind die notwendigen Kompetenzen zur Realisierung von Digitalmassnahmen. Entscheidungsunfreude, Unwissen und Angst vor Neuem sind weitere Blocker.

Transformationschaos – Neues Selbstverständnis!
Direktverkauf und Kundenakquisition sind wenig rühmliche Berufsstände. Kein Wunder ist das administrierende HR noch weit weg vom Verständnis was denn wirklich Mehrwert, sprich Umsatz bringt.

«Die Umsetzung der «Akquisition» in «Talent Acquisition» ist der Albtraum jedes HR-Administrators und Wohlfühl-Beraters.»

Unternehmen, die im Recruiting noch im «Post and Pray» Modus werkeln – egal wie digital – machen sich besser noch keine Gedanken um Algorithmen und intelligente Systeme. Denn auch keine Chatbot-Alexa oder Einhorn-Siri findet die richtigen Fachkräfte von selbst. Unser Auftrag ist es, die Personalgewinnung mit neuen Kompetenzen auszustatten. Die Positionierung in Unternehmen den Marktgegebenheiten anzupassen und Firmen kompetitiver zu machen in der Findung der gesuchten Skills und Talente.

Zauberwort „Verkauf“
Erst muss ein wirklich neues Selbstverständnis der Personalgewinnung als verkaufs-, und marketinggetriebene Organisationseinheit etabliert werden. Der Kunde, respektiv Kandidat zuerst. Dies beginnt beim Selbstverständnis und der Erkenntnis des realen Wertbeitrages. Ist der Mindset noch im administrativen Recruiting, ist der Verkauf so weit weg wie die Mitarbeiter im Aussendienst. Ist mit Prozessmanagement die Optimierung des Multipostings gemeint, so stehen Beziehungsmanagement und Kandidatenerlebnis bestimmt nicht im Vordergrund. Orientiert sich das Team am Business Partner Modell oder dem Key Account Management? Sind Personalvermittler lästiges Übel statt Distributor von Marke und verlängertem Sourcing-Arm? Kann man sich gegenüber Linie und Geschäftsleitung als kompetente und aktiv mitwirkende Einheit positionieren, abgrenzen und dabei echten Mehrwert auf Augenhöhe bieten? Diesen Fragen gilt es nachzugehen, und nicht bloss welche Software für Empfehlungsmanagement oder Videointerviews man anschaffen sollte; erst recht nicht wenn nicht mal Xing oder LinkedIn richtig genutzt wird.

Das gute und weniger gute Fazit
Ein beruhigendes aber ebenso ernüchterndes Fazit für die Meisten; im Wissen, dass man noch sehr viel machen kann ausser «keine Bewerbungen erhalten» und dass dennoch nicht alles Gold ist wo Algorithmus drauf steht. Jede Personalgewinnung wird mit dem Wandel und der Transformation konfrontiert, es gibt viel zu tun. Doch «Schuster, bleib bei deinen Leisten», Angewandtes optimieren und die allerneuste Innovation von morgen auch einfach mal gekonnt ignorieren.


Personalgewinnung ist eine solch freudige und gegenseitig bereichernde Disziplin, gehen wir doch mit einem Lachen an die Kandidaten und Herausforderungen heran. Menschen zuerst. Digitalisierung kommt nachher.


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